Story

Von der Zebi an die Weltspitze

Kilian Schmid hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Als Fachmann Gesundheit nahm er 2019 an der Zentralschweizer Berufsmeisterschaft im Rahmen der Zebi teil. Heute ist er einer der weltweit besten Nachwuchstalente in seinem Beruf.

Text: Roger Amberg / Bilder: XUND
Erschienen im Zebi Magazin 2022, 29.10.2022

Es ist Mitte August und Kilian Schmid befindet sich mitten in den Vorbereitungen für ein einmaliges berufliches Erlebnis in seinem Leben. Während andere sich im Urlaub erholen, schuftet er an einem Samstagvormittag für sein grosses Ziel: die WorldSkills im Beruf Fachfrau/Fachmann Gesundheit zu gewinnen, welche Mitte Oktober im französischen Bordeaux über die Bühne gehen. Dort misst sich der 23-jährige Schwyzer aus Küssnacht am Rigi mit den weltweit besten Nachwuchstalenten in seinem Beruf.

Einmal pro Monat trainiert er am Wochenende spezifische Fallbeispiele, um sich optimal auf die Wettkämpfe vorzubereiten – sowohl individuell als auch in gemeinsamen Trainings mit dem «SwissSkills National Team». Zusätzlich arbeitet Kilian Schmid mit einem Mental Coach zusammen, was ihn enorm weitergebracht hat. «Ich würde meinen Mental Coach nie mehr hergeben. Bevor ich ins Mental Coaching ging, dachte ich, dass ich vieles nicht kann. Aber jetzt weiss ich, dass extrem viel Kopfsache ist.»

Weiterbildung und WorldSkills unter einen Hut bringen

Zurzeit absolviert Kilian Schmid seine Weiterbildung zum diplomierten Pflegefachmann HF. Diese findet in der Zentralschweiz zu gleichen Teilen im Bildungszentrum XUND und im Gesundheitsbetrieb statt. Bei Kilian Schmid ist dies die Hirslanden Klinik St. Anna, für die er seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn vor acht Jahren arbeitet. Viel Freizeit bleibt dem aufgestellten Schwyzer derzeit also nicht. «Ich musste meine Hobbys in diesem Jahr etwas zurückfahren», sagt er. Der leidenschaftliche Musiker spielt normalerweise im «Musical Fever» der Kantonsschule Alpenquai und ist Mitglied der Trachtentanzgruppe Küssnacht. Aktuell gilt sein Fokus aber seinem Beruf, den er mit viel Leidenschaft ausübt. Dabei war der Beruf Fachmann Gesundheit nicht Kilians erste Wahl. 


«ES IST WUNDERBAR, WENN MAN DEN MENSCHEN EINE FREUDE BEREITEN KANN.» 

Kilian Schmid


Traumberuf über mehrere Anläufe gefunden

Bevor er seine Lehre in der Hirslanden Klinik St. Anna startete, hat Kilian verschiedene Berufe ausprobiert. Unter anderem schnupperte er als Automechaniker, wollte Koch werden und schaute in verschiedene Kitas rein. Seine Eltern waren es dann, die ihm empfahlen, mal in einem Spital schnuppern zu gehen. «Ich dachte, dass eine Arbeit im Spital eigentlich nicht so mein Ding ist, weil ich es mir eintönig vorgestellt habe. Zudem habe ich den Beruf am Anfang als Frauenberuf abgestempelt.» Nach verschiedenen Schnuppertagen habe er dann aber bemerkt, dass ihn der Beruf als Fachmann Gesundheit mehr interessiere als die anderen Berufe und dass das Geschlecht keine Rolle spiele. Heute schwärmt er von seinem Beruf: «Es ist kein Tag wie der andere. Es kann viel passieren und man hat eine grosse Verantwortung.»

 

Empathie und Humor als grosse Stärke

Wichtig im Beruf Fachfrau/Fachmann Gesundheit sind vor allem Kommunikationsstärke und Einfühlungsvermögen. Genau diese Eigenschaften bringt Kilian Schmid mit, wie seine Betreuerin für die WorldSkills, Sabina Decurtins, sagt: «Kilians grösste Stärke ist seine Empathie. Er lässt sich auf die Patientinnen und Patienten ein, hat viel Humor und sorgt dafür, dass sie sich wohlfühlen.»

Essenziell ist laut Kilian auch, dass man nach der Arbeit jeweils gut abschalten könne. «Man darf die schwierigen Momente nicht mit nach Hause nehmen, sondern muss sie zusammen mit den Arbeitskleidern ablegen können.» Der Beruf als Fachmann Gesundheit berge aber auch unzählige schöne Momente. «Es gibt Patienten, die dankbar dafür sind, wenn wir ein kurzes Gespräch führen oder ich ihnen ein Lachen schenke. Es ist wunderbar, wenn man den Menschen eine Freude bereiten kann.»

Leider würden diese schönen Momente in der Öffentlichkeit oftmals nicht wahrgenommen: «Es ist meistens so, dass nur über die negativen Aspekte berichtet wird. Dies muss aufhören – die Menschen sollen sich trauen, den Beruf zu entdecken.»


«MAN VERTRITT NICHT NUR DIE PFLEGE UND SEIN SPITAL, SONDERN AUCH DIE MÄNNER IN DER PFLEGE, DIE NOCH RAR SIND.» 

Kilian Schmid


Zebi als Ausgangspunkt für die Erfolgsgeschichte

So richtig angefangen hat die Erfolgsgeschichte rund um die Berufsmeisterschaft von Kilian Schmid an der Zebi 2019. Dort belegte er den zweiten Platz und qualifizierte sich für die SwissSkills. Heute erinnert er sich gerne an den Tag an der Zebi zurück: «Ich war sehr nervös und es war mit dem ganzen Trubel an der Messe nicht einfach.» Er habe diesen aber gut in den Hintergrund stellen können und war voll fokussiert.

So gut, dass er mit zwei anderen Kandidatinnen auf Platz zwei landete. Dass er sich als einziger Mann im Wettkampf gegen 14 Frauen beweisen konnte, sei eine grosse Bestätigung gewesen: «Man vertritt nicht nur die Pflege und sein Spital, sondern auch die Männer in der Pflege, die noch rar sind.» Nach seiner Qualifikation für die SwissSkills erreichte er an den nationalen Meisterschaften ebenfalls den zweiten Platz. Da die Erstplatzierte in der Zwischenzeit den Beruf gewechselt hatte, konnte Kilian Schmid sich den Platz an den WorldSkills sichern. Jetzt soll nach zwei zweiten Plätzen der Sieg auf der ganz grossen Bühne folgen, so das ambitionierte Ziel des angehenden Pflegefachmanns HF.

 

Ein Vorbild für die Jungen

Mit seinen Erfolgen ist Kilian Schmid auch zu einem Vorbild für seine jüngeren Berufskolleginnen und -kollegen geworden. Auch den elf Teilnehmerinnen der diesjährigen Berufsmeisterschaften an der Zebi stand er an einem Vorbereitungstermin Rede und Antwort und gab den jungen Talenten wichtige Tipps mit auf den Weg. «Eine gesunde Nervosität ist wichtig. Diese bringt Anspannung, Adrenalin und eine gute Konzentration.» Zu verbissen sollte man aber nicht an die Sache rangehen. «Der Spass sollte im Vordergrund stehen.» Diesen möchte er auch an den WorldSkills haben, für die er übrigens keine Glückwünsche erhalten möchte: «Glück braucht man in diesem Beruf nicht, wenn man Spass hat dabei.»


Was die Teilnehmerinnen der diesjährigen Berufsmeisterschaften im Vorfeld der Wettkämpfe zu sagen haben, erfahren Sie hier.